Unser erstes astronomisches Großprojekt:
SONNENBEOBACHTUNGSPROJEKT MIT SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER 6B

unter der Leitung von Prof. Richard Labschütz, Prof. Hilde Polak und Prof. Hertha Craigher
vom 28. Mai. bis 1. Juli 1999
Die Sonnenforscher des Wiedner Gymnasiums
Da wir uns wieder auf ein Sonnenfleckenmaximum hinbewegen, ist das regelmäßige Beobachten der Sonne eine reizvolle Aufgabe. Durch konsequente Sonnenbeobachtungen, welche auch richtig interpretiert werden mußten, lernten die Schülerinnen und Schüler die Handhabung eines Teleskopes, astronomische Arbeitstechniken und ihre Auswertungen.
Am ersten Tag bekamen die Schülerinnen und Schüler eine Einführung zur Teleskophandhabung, Bestimmung des Seeings, Fleckengruppenbestimmung, Sonnenzeichnung, Protokollführung und Bestimmung der Fleckenrelativzahl.

Wir beobachteten die
1950. synodische Sonnenrotation nach Richard Christopher Carrington

Carrington war einer der bedeutendsten Sonnenforscher des vorigen Jahrhunderts.
Seine Beobachtungen waren so exakt, daß man heute noch die von ihm abgeleiteten Elemente der Sonnenrotation benutzt.
Er hatte sein Privatobservatorium in Surrey und beobachtete die Sonne mit einem 4,5" Refraktor.

Er entdeckte die Zonenwanderung der Sonnenflecken. Carrington führte ein brauchbares Koordinatennetz für die Sonne ein, indem er die Rotationselemente der Sonne bestimmte. Zu ihnen zählt neben der siderischen und synodischen Umlaufperiode auch die Neigung der Sonnenachse zur Erdbahn.
Er entdeckte auch die differentielle Sonnenrotation =
die Sonne dreht sich nicht wie eine starre Kugel, sondern mit wachsendem Äquatorabstand immer langsamer.
 
 

Tanja Linder, Melanie Nürnberger

Da Astronomie Stoff der sechsten Klasse ist, die Sonnenfinsternis kurz bevorsteht und unsere Schule ein neues Fernrohr bekommen hat, haben 8 Schülerinnen und Schüler des Wiedner Gymnasiums am 28. Mai 1999 begonnen, die Sonne ein Monat unter die Lupe, besser gesagt: Fernrohr, zu nehmen.
Weil wir uns nach der Sichtbarkeit der Sonne richten mußten, kam es vor, daß wir uns nicht nur in der großen Pause, sondern auch während des Unterrichts bzw.  auch nach Schulschluß im Schulhof trafen.
An unserem ersten Beobachtungstag wurden wir von Herrn Prof. Labschütz eingewiesen. Bei den ersten Beobaachtungen konnten wir nicht sehr viel erkennen, doch mit fortschreitender Übung änderte sich dies. Wenn die Sicht einige Tage lang sehr gut war, konnte man das Weiterwandern - bedingt durch die Drehung der Sonne - sowie die Veränderungen der Sonnenflecken gut beobachten. Leider hatten wir auch  schlechtes Wetter, so daß wir die Beobachtungen nicht immer durchführen konnten.
Es war für alle Projektteilnehmer sehr interessant und es hat uns auch Spaß gemacht. Wir wollen uns auch für die Unterstützung bei Frau Prof. Polak und Frau Prof. Craigher bedanken.
 
 

Beobachter
Hauptrohr 63/840mm Zeiss-Refraktor, H-25mm Okular (Vergrößerung 34x):
Melanie Nürnberger, Richard Labschütz, Johannes Richter
Newton-Reflektor 110/450mm, O-16mm Okular (Vergrößerung) 28x):
Thomas Hölzer, Johannes Richter, Lukas Simhandl, Sandra Koglmann
50/630mm Refraktor, H-20mm Okular (Vergrößerung 31x):
Stefan Schwarz, Tanja Linder, Lukas Simhanl, Hilde Polak, Paul Wünsche
In den Pfingstferien bzw. an Sonntagen Beobachtungen mit meinem
200/2000mm Schmidt-Cassegrain Reflektor, Erfle 32mm Okular (Vergrößerung 63x):
Richard und Moritz Labschütz

Insgesamt wurden bei diesem Projekt 45 Beobachtungen durchgeführt, gezeichnet und beschrieben!

Sonnenzeichnung vom 6. 6. 12Uhr30

Auswertungen
Relativzahlauswertung
durchschnittliche individuelle Relativzahl
bei Hauprtrohr Refraktor Zeiss (23 Beobachtungen) = 82
bei Reflektor (9 Beobachtungen) =57
bei 50mm Reflraktor (9 Beobachtungen) =55
bei SC 200/2000mm (4 Beobachtungen =111
 

Beachtenswert ist die Entwicklung der C-Gruppe am 28. 5. zu einer D-Gruppe ab 29. 5. (Länge 354°, N25°)

Weiters sind zwei scheinbare B-Gruppen am O-Rand (31. 5.) erschienen, welche aufgrund des etwas tiefer liegenden Fleckenbodes unscheinbar wirkten,
sich jeoch als prachtvolle E-Gruppe entpuppten (Länge 300°, S15° und Länge 280°, n15°)

Bei der nördlichen Gruppe bildete sich eine Lichtbrücke in der linken Umbra (Beobachtung am 5. 6.)

Ein riesiges Gebiet (bestehend aus 3 Gruppen) mit Fackeln und Protuberanzen erschien am 23. 6. am NO-Rand. Dieses Gebiet enwickelte sich aus der anfangs beobachteten zentralen C-Gruppe.

Immer wieder bildeten zarte A-Flecken  und B-Gruppen, die teilweise wieder verschwanden.

Hartnäckig, ohne sich merklich zu verändern, blieben die alten I-Flecken.

Fackeln waren auch immer wieder durch das Hauptrohr zu entdecken, besonders am Ostrand.

Gut sichtbare Protuberanzen beobachteten wir ab dem 23. 6.

Sichtbedingungen
Im ersten Drittel unserer Beobachtungsphase waren meist sehr gute Sichtbedingungen (Seeing meist 1-2).
Im zweiten Drittel waren sehr schlechte Sichtbedingungen (Seeing meist 4-5).
An den letzten Beobachtungstagen besserte sich das Wetter wieder (Seeing 2-3).
 
 
 

Ende und Höhepunkt des Projektes war der SONNENTAG am Donnerstag, den 1. Juli 1999, bei dem sich 40 interessierte Schülerinnen und Schüler für die absolute Sonnenfinsternis am 11. August 1999 vorzubereiten konnten: sie bastelten sich Sonnenfinsternisbrillen, erhielten Folienfilter für Feldstecher und Fotoobjektive und holten sich viele Tips für die SOFI 99.

An diesem Abend um 19 Uhr gab es für interessierte Schüler und Eltern einen Vortrag von Prof. Labschütz und Johannes Richter zu diesem kommenden astronomischen Jahrhundertereignis unserer Breiten mit den Themenbereichen:

Was ist eine Sonnenfinsternis,
Adalbert Stifters Schilderung der totalen Sonnenfinsternis im Jahre 1842,
Geografischer Bereich der Totalitätszone über Österreich am 11. August,
zeitlicher Ablauf, Augenschutz, Beobachtungs- und Aufnahmemöglichkeiten
und viele Tips.