SPHÄRENMUSIK IN THEORIE UND PRAXIS
"Octavus sanctos omnes docet esse beatos"
("Die Oktave lehrt alle Heiligen, glückselig zu sein", Kapitellinschrift der Abteikirche zu Cluny, Frankreich)
von Richard Labschütz
Ein kleiner aber feiner Zirkel bildete sich bei den Ateliertagen 2004 mit Nina Egger, 8D und Jakub Velikovsky, 8E. Zuerst erklärte ich die notwendigen Grundlagen aus den Bereichen Musik (vor allem Intervalle, Obertonreihe, Akustik), Astronomie und Geschichte. Nach diesem Überblick beschäftigten wir Keplers Entdeckungen der Harmonien der Planeten:
PLANETENTÖNE
„Direkte Planetentöne“ (meine persönliche Bezeichnung) der mit freiem Auge sichtbaren Planeten
nach Johannes Kepler, Harmonices mundi libri V, Linz 1619:
Grundlage sind hier die zurückgelegten Tageswinkel der Planeten an den Extrempunkten ihrer Bahnen vom Blickwinkel der Sonne aus.
Perihel (P): kleinste Entfernung von Sonne
Aphel (A): größte Entfernung v. Sonne
Planet |
A:P |
Intervall |
Grundton C |
Korrektur |
Merkur |
5:12 (Fehler bei Kepler) |
8+kl3 |
c1-es2 |
korr. 9:20 Int. 8+2 = d2-e3 |
Venus |
24:25 |
Chrom. Halbton |
g3-gis3 |
|
Erde |
15:16 |
Diat. Halbton |
h2-c3 |
|
Mars |
2:3 |
5 |
c-g |
|
Jupiter |
5:6 |
kl3 |
e1-g1 |
|
Saturn |
4:5 |
gr3 |
c1-e1 |
|
+ Mond |
3:4 *) |
4 |
g1-c2 |
|
*) Apogeum : Perigeum (erdfernster sowie erdnächster Punkt)
Grundlagen zu unseren Planetentönen nach Kepler, Cousto, Labschütz
Während Hans Cousto (70er und 80er Jahre) bei seinen Berechnungen von den Planetenjahren ausgeht, habe ich die Tageslängen der Planeten zur Bestimmung ihrer Töne als Grundlage genommen (hierbei muss man auch deutlich weniger oft oktavieren). Diese Rotationsschwingungen holen wir uns mit Hilfe von akustisch-musikalisch legitimen Okavtierungen (Verdoppeln der Frequenz=Ton um eine Oktave höher) in unseren Hörbereich – ein Hörbarmachen einer möglichen, vielleicht archetypisch seit Jahrtausenden in uns verankerten Sphärenharmonie.
Berechnungsbeispiel:
Dauer der
Erdrotation von einem Sonnenhöchststand bis zum nächsten:
1 Tag = 86400 Sekunden.
Frequenz der
Rotation in Hertz:
1 : 86400 Sekunden = 0,000011574 Hz
(Hz = Schwingungen pro Sekunde)
Diese
Frequenz bis zum mittleren Hörbereich verdoppelt
=
0,000011574 Hz x 224 = 194,18 Hz
(224 bedeutet 24-fache Verdoppelung)
|
„Direkte“ Proportionen nach Kepler etc. |
Kosmische Oktave nach Hans Cousto |
|
|
Tageslängen in Sekunden |
oktavieren |
Hz |
Kammerton 440Hz |
SOnne |
|
|
|
|
1/2.125.440 |
30x |
513,2 |
tiefes c |
MErkur |
A:P=9:20 kl.Ganzton +8 (z.B. d-e) |
Ca. 88T |
30x |
141,27Hz Cis/D |
1/5.063.040 |
31x |
424,2 |
hohes gis |
VEnus |
A:P=24:25 chrom. Halbton (z.B. g-gis) |
Ca. 225T |
32x |
221,23Hz A |
1/20.995.200 |
33x |
409,1 |
tiefes gis |
ERde |
A:P=15:16 Diat. Halbton (z.B. h-c) |
Ca. 365T Ca 24Std |
32x 24x |
136,1Hz Cis 194,18Hz G |
1/86.400 |
25x |
388,4 |
g |
MArs |
A:P=2:3 Quinte |
Ca. 2J |
33x |
144,72Hz D |
1/88.992 |
25x |
377 |
fis |
JUpiter |
A :P=5 :6 Kl. Terz |
Ca. 12J |
36x |
183,58Hz Fis |
1/35.424 |
24x |
473,6 |
hohes ais |
SAturn |
A:P=4:5 gr. Terz |
Ca. 30J |
37x |
147,85Hz D |
1/38.880 |
24x |
431,5 |
tiefes a |
URanus |
A:P=5:6 kl. Terz |
Ca. 84J |
39x |
207,36Hz Gis |
1/62.208 |
24x |
269,7 |
hohes c |
NEptun |
A:P=80:81 Syntonisches Komma |
Ca. 160J |
40x |
211,44Hz Gis |
1/57.888 |
24x |
289,8 |
tiefes d |
PLuto |
A:P=9:25 Tritonus+8 |
Ca. 250J |
40x |
140,25Hz Cis/D |
1/5.520.096 |
31x |
389 |
tiefes g |
MOnd |
A:P=3:4 Quarte |
29,53 T |
29x |
210,42Hz Gis |
1/2551392 syn |
30x
|
420,8 |
hohes gis |
c’= 261,6Hz, cis’= 277,2Hz, d’= 293,7Hz, dis’= 311,2Hz, e’= 329,7Hz, f’= 349,3Hz, fis’= 370,1Hz, g’= 392,1Hz,
gis’= 415,4Hz, a’= 440,1Hz, ais’= 466,3Hz, h’=494,1Hz, c’’= 523,2 (Halbtonerhöhung= Multiplikation mit 1,0595)
Somit gingen wir daran, die für dieses Projekt gekauften Kupferrohre zu sägen und feilen. Es stellte sich in der Praxis heraus, dass die Längenberechnungen der Rohre zu weniger Erfolg führten, als das uralte Versuch-Irrtum-Verfahren: Mit Hilfe eines genialen Messgerätes, des menschlichen Ohres, konnten wir die Klangröhren auf Hertz genau abstimmen. Da wir nicht auf Cent (1/100 Halbton) arbeiteten, war ein elektronisches Messgerät wie z. B. ein Frequenzgenerator oder ein kalibrierbares chromatisches Stimmgerät gar nicht nötig. Diese Klangröhren bekamen als Aufhängung noch eine Schlaufe und wir konnten beginnen, das Sonnensystem uns hörbar zu machen.
Klingendes Sonnensystem in der 29. Oktave
am Tag der Eröffnung unseres Schulgebäudes
am 1. Oktober 1910
(nach den Tageslängen der Gestirne, in der Reihenfolge ihrer Größe [Sichtbarkeit])
In dieser 29. Oktave kann vom menschlichen Gehör der gesamte Planetenklang wahrgenommen werden und kann in einem weiteren Projekt einmal realisiert werden.
1. Sonne d=1.392.530 km 256,6Hz = tiefes c1
2. Jupiter d=142.800 km 15155,2Hz = hohes ais6
3. 3. Saturn d=120.800 6904Hz = tiefes a5
4. Uranus d=50.800 8630,4Hz = hohes c6
5. Neptun d=49.500 9276,4Hz = tiefes d6
6. Erde d=12.756 km 6222,4Hz = g5
7. Venus d=12.104 km 25,6Hz = tiefes Gis2
8. Mars d=6.787 km 6032Hz = fis5
9. Merkur d = 4.878 km 106,05Hz = hohes Gis
10. Mondes d=3.475,1 km 210,4Hz = hohes gis
11. Pluto d=2.500 km 97,25Hz = tiefes G
Anschließendes Ausblenden der Gestirne Pluto, Neptun, Uranus, Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Sonne, Merkur, Mond, Erde.
Wir konnten diesen gewaltigen Tonraum mit unseren selbst erzeugten Klangröhren nicht zum Klingen bringen. Deshalb bewegen wir uns zwischen der 25. und 30. Oktavierung der Planetenrotationen.
Die von uns aufgenommene Sphärenmusik versetzt uns in eine virtuelle Raumkapsel. Wir fliegen auf unser Sonnensystem zu, um auf der Erde zu landen: Zuerst sehen (=hören) wir die Sonne, nach und nach kommen die Planeten (+ Erdenmond) nach ihrer Größe zum Vorschein. Nachdem sozusagen das ganze Sonnensystem erklingt und wir uns der Erde immer mehr nähern, entschwinden nach und nach die äußeren Planeten unserem Sichtfeld und somit unserem Gehör. Die Töne erklingen dabei immer in additiver Weise.
Hinweis: Bitte haben Sie beim Download des Hörbeispieles etwas Geduld!